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Mitte Oktober wurde der (theoretische) durchschnittliche Zusatzbeitrag der Gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2026 vom sogenannten Schätzerkreis festgelegt.
Er beträgt 2,9% und damit 0,4 Prozentpunkte mehr als in diesem Jahr.

Nachdem aber schon 2025 der reale durchschnittlich erhobene Zusatzbeitrag bei rund 2,9% lag und die Kosten im Gesundheitswesen nochmal drastisch gestiegen sind, ist klar, dass diese rein politische Festlegung wieder einmal absolut gar nichts mit der Realität zu tun hat.

Nicht nur, dass die Krankenkassen verpflichtet sind, die ihnen handstreichartig genommenen Reserven wieder aufzufüllen - zusätzlich ist auch eine Entlastung von 1,8 Mrd. Euro durch Einsparungen im Krankenhausbereich erstmal durch den Bundesrat gestoppt worden.
Stattdessen brüstet sich die Politik damit, den Krankenkassen mit einem Darlehen (!) von 2,3 Mrd. Euro unter die Arme zu greifen. Offenbar gehört es nicht zum Wissensumfang im politischen Berlin, dass Darlehen auch zurückgezahlt werden müssen. Wovon? 


Wenn den Kassen dazu noch Jahr für Jahr 10 Mrd. Euro fehlen, die sich die Bundesregierung als Dauerrabatt für Bürgergeldempfänger eingeräumt hat und in Form eines zwangsweise reduzierten Beitrags den Krankenkassen vorenthalten wird, muss man sich über steigende Beitragssätze für alle wirklich nicht wundern. Immerhin zeigen die Krankenkassen jetzt "Zähne" und haben vor dem Sozialgericht Klage gegen diese Praxis eingereicht.
Das Problem:
Wie sollen die Krankenkassen kalkulieren, bis über 1,8 Mrd. Euro Krankenhauseinsparungen und die 10 Mrd. Euro Bürgergeldempfängerrabatt entschieden ist? Sie sind verpflichtet, bis Mitte November ihre Haushaltsplanung für das Gesamtjahr 2026 der Aufsichtsbehörde vorzulegen. Wie macht man eine solche Planung, wenn man nicht weiß, ob und welche Entlastungen kommen? 
Erfahrungsgemäß wird es zwei Ansätze geben:
Das Prinzip Hoffnung ("die Einsparungen kommen schon") und das Vorsichtsprinzip ("sicherheitshalber rechnen wir mal nicht damit"). Das heißt, ein Teil der Krankenkassen wird die Beiträge nicht oder nur sehr moderat erhöhen und möglicherweise im Jahr 2026 zu starken Anpassungen gezwungen sein. Und der andere Teil erhöht jetzt zum Jahreswechsel stärker und könnte dann im Jahr 2026 im Idealfall sogar wieder die Beiträge senken. Pfffff, tztztz. 😃
Wie auch immer die Entscheidung im Einzelfall ausfällt:
Den Bürgern dieses Landes wird ein Beitragssatz-Jojo kaum erspart bleiben. Nachdem sich ja jeden Tag die Unwilligkeit oder Unfähigkeit der Regierungskoalition zu echten Reformen (es sind neben der Kranken­ver­si­che­rung ja auch die Pflege­ver­si­che­rung und die Rentenversicherung dringende Sanierungsfälle) in erschreckender Form zeigt, ist hier kaum mit einer schnellen Lösung des Problems zu rechnen.